Wer kennt sie nicht - die Angst, was die anderen wohl zu unserem Handeln, zu unseren Entscheidungen, zu unserem Aussehen, zu unserem Erfolg oder Misserfolg sagen oder darüber denken.
Eine Bekannte hat mir einmal erzählt, dass sie am Wochenende immer viel früher aufsteht, als sie es möchte und auch, als sie es müsste, nur um die Jalousien hochzuziehen, damit die Nachbarn nicht denken, sie wäre faul und würde lange schlafen. Dabei ist meine Bekannte berufstätig und hätte die Erholung am Wochenende gut gebrauchen können.
Dies ist ein sehr banales Beispiel, wie die Angst vor der Reaktion/der Ablehnung der anderen unseren Tagesablauf und unser Leben beeinflusst.
Der Mensch ist ein soziales Wesen, der gerne von Natur aus "dazugehören" möchte und anerkannt sein möchte. Das führt teilweise dazu, dass wir Dinge tun, die wir eigentlich gar nicht tun wollen, aus Angst vor Ablehnung und davor, bei anderen in Misskredit zu fallen.
Der Preis, den wir dafür bezahlen, kann unter Umständen sehr hoch sein. Meine Bekannte bezahlte den Wunsch, bei ihren Nachbarn nicht als faul zu gelten, mit verlorener Zeit für ihre Regeneration.
Andere bezahlen mit weitaus schwerwiegenderen Dingen: Lebensqualität, Lebensfreude, Gesundheit oder sozialen Kontakten, um nur einige denkbare Möglichkeiten zu nennen.
Wann ist es dir wichtig, was andere über dich denken? Mit was bezahlst du, um Ablehnung oder Lästereien zu entgehen?
Bist du jemand, der immer 150% leisten muss, damit du dir der Anerkennung deiner Mitmenschen sicher sein kannst?
Wie lange dauert das gute Gefühl an, wenn du für deine Leistung Anerkennung erhalten hast und wann musst du erneut Leistung zeigen, um das Gefühl der Anerkennung aufzufrischen? Wie geht es dir dabei? Fühlst du dich gut oder getrieben?
Vielleicht bist du jemand, dem es schwerfällt "nein" zu sagen. Jemand, der sich immer für andere aufopfert und dabei selbst zu kurz kommt, nur weil du Angst hast, deine Mitmenschen könnten dich weniger mögen, wenn du ihnen eine Bitte abschlägst.
Oder bist du jemand, der jeden Tag putzt, damit bloß kein Besuch sagen kann, dass deine Leistung im Haushalt nicht genügt? Das du geringschätzend behandelt oder belächelt wirst, weil es bei dir zu Hause nicht wie geleckt und perfekt aussieht?
Wie oft erledigst du Dinge, auf die du weder Lust, noch für die du überhaupt Kraft hast, nur für die Meinung anderer?
Und wer sind eigentlich "die anderen" ? Lohnt es sich für "die anderen" an Lebensqualität einzubüßen? Lohnt es sich für "die anderen" wertvolle Regenerationszeit am Wochenende zu verschenken? Würden "die anderen" tatsächlich so denken und urteilen, wie du glaubst? Kannst du dir zu 100% sicher sein, wie "die anderen" über dich denken? Denken "die anderen" überhaupt etwas über dich? Interessiert es die Nachbarn wirklich, wie lange du schläfst?
Wenn es dir egal ist, was "die anderen" über dich denken und sagen, hast du die höchste Stufe der Freiheit erreicht.
Nicht jeder mag dich. Nicht jeder findet gut, was du tust oder was du nicht tust. Aber es ist auch nicht jeder wichtig.
Wenn du es immer jedem recht machen möchtest, hast du bestimmt einen Menschen in deinem Leben total vergessen: DICH!
Wenn du nicht öfter an dich denkst, steht vielleicht irgendwann auf deinem Grabstein: "Mein Leben hat allen gefallen - nur mir nicht!"